Tempel
Bereits in der Konzeptionsphase des Projektes wurde mehrfach die Frage aufgeworfen: Wem huldigt man in diesem Tempel? Die Antwort ist einfach: keinen Gottheiten, keinen Heiligen, keinen Helden, sondern nur dem reinen Klang – in dem Sinne, dass nichts von der akustischen Wahrnehmung im Hier und Jetzt ablenkt. Es soll ein Ort der Ruhe und Besinnung sein – was nicht heißt, dass es still ist. Im Gegenteil: Die Musik muss kraft ihrer Klanglichkeit Ruhe schaffen.

Klanginstallation
Im Gegensatz zu einem Konzert defniert sich eine Klanginstallation zunächst einmal dadurch, dass der zeitliche Umfang des Programmes grundsätzlich viel größer ist, als die Verweildauer der Besucher/innen. Im Konzert stehen die Besucher/innen als Einheit einer fokussierten Darbietung gegenüber. Die Klanginstallation hingegen richtet sich an Einzelne. Es gibt keinen Fokus, es gibt keine demagogischen Bezugspunkte, weder real noch illusionistisch. Dementsprechend gibt es auch keinen ‚Hot Spot‘ an dem die Musik am besten zu hören wäre. Die Zuhörer teilen sich den realen Raum mit dem Klanggeschehen. Der Raum ist rund um die Uhr offen, ein Tempel eben, den man jederzeit betreten kann. Diese Art Klanginstallation gewährt eine museale Form der musikalischen Rezeption, die so erst durch die Verfügbarkeit digitaler Speichermedien möglich wurde.

Orchestrierung
Eine Interpretation im konventionellen wie auch im akusmatischen Sinn ist hier nicht notwendig und auch nicht möglich. Was sehrwohl nötig ist, ist eine räumliche Orchestrierung in Hinblick auf die Automatisation. Ein eigenes Arrangement und Lautstärkekonzept wird für jeden einzelnen der Beiträge erarbeitet: eine räumlich-akustische Dramaturgie.

Situation
Temple of Sound ist ein groß angelegtes Projekt, in dem die Pionierwerke der elektroakustischen Musik der letzten sieben Jahrzehnte mit zeitgenössischen Werken in einer Installation von 20 Lautsprechern präsentiert werden. Ein automatisierter Prozess in Raum und Zeit

Manifest
Seit es die Möglichkeit der Schallaufzeichnung gibt, erarbeiten Musikschaffende in aller Welt Werke im elektronischen Medium, die im Original über Lautsprecher aufgeführt werden können. Im Gegensatz zum Film, der ca. fünfzig Jahre früher seinen medialen Siegeszug antrat, ist diese Form des Musikschaffens von Anfang an vom kommerziellen Dokumentarismus vereinnahmt worden und insofern nicht in der öffentlichen Rezeption angekommen. Die Ästhetik der Konsumgesellschaft reduziert mediale Musik auf ihre ikonische Vermittelbarkeit und schließt jede eigenständige akustische Realität aus Lautsprechern aus. Hörgewohnheit degeneriert zu Reflexen auf stilistische Muster.

Dieses Projekt widmet sich der Aufgabe Originalwerke der Elektroakustischen Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und räumlich real erlebbar zu machen. Eine sinnliche Inszenierung konfrontiert die Zuhörenden mit dem Erstaunen über die hörbare Wirklichkeit.