Annette Vande Gorne (* 1946, Charleroi, Belgien)

Nach ihrer klassischen Ausbildung an den Königlichen Konservatorien von Mons und Brüssel und ihren Studien bei Jean Absil stieß Annette Vande Gorne während eines Praktikums in Frankreich auf die Akusmatik. Durch die Werke von François Bayle und Pierre Henry sofort vom revolutionären Charakter dieser Kunstform überzeugt (Störung der Wahrnehmung, Erneuerung der Komposition durch spektromorphologisches Schreiben und Hörführung, historische Bedeutung der Bewegung), absolvierte sie einige Praktika, um sich die Grundlagen anzueignen, und studierte dann Musikwissenschaft (ULB, Brüssel) und elektroakustische Komposition bei Guy Reibel und Pierre Schaeffer am Conservatoire national supérieur in Paris. Annette hält bis heute Kurse im Schreiben von akusmatischer Musik ab, u. a. auch in Wien in Kooperation mit The Acousmatic Project.

VOX ALIA II — CATHÉDRALES (2021, 10-kanal, 10 min)
Fünf kurze Abschnitte – Alleluja; Danse sacrée [Heiliger Tanz]; Requiem; Transe [Trance]; Figures tutélaires [Schutzpatrone] – vereinen durch Bearbeitung, Vermischung und räumliche Anordnung in Bezug auf das Thema Stimmen aus allen Kulturen oder Zivilisationen der Welt, Stimmen, die vor allem heilig sind, mit Ausnahme des letzten Abschnitts, der eine vergrößerte Variation von Parola volante, dem letzten Teil von Vox Alia I Affetti, ist.

In diesen unruhigen Zeiten der Spaltung, der Angst, der Trauer und des Rückzugs von Menschen und Nationen hatte ich das Bedürfnis, den Wunsch nach Einheit, Heiligkeit und Großzügigkeit durch das menschlichste aller Medien auszudrücken: die Stimme.

source: private material from the composer