François Bayle (* 1932, Madagaskar)

lebt in Paris und ist einer der wichtigsten Vertreter der französischen elektroakustischen „akusmatischen“ Musik, sowohl als Komponist, als auch als Theoretiker. Von 1966 bis 1997 leitete er die „Groupe de Recherches Musicales“, eine Abteilung des französischen Rundfunkes, die ein Experimentalstudio betrieb, Software entwickelte und Konzerte veranstaltete. 1974 gründete er zu diesem Zweck ein eigenes Lautsprecherorchester, das „Acousmonium“, mit dem bis heute zahllose elektronische Werke aufgeführt werden.

LA FIN DU BRUIT (1979–80, stereo, 16 min)
Das Ende des Lärms – aus dem Zyklus EROSPHERE

Dieses „Ende“ im Titel des Stücks bezieht sich nicht nur die Endlichkeit und das Aussterben (der Zusammenbruch des „Klangkontinents“), sondern auch auf das Ende des Ziels – das, was bleibt, wenn der Klang aufgehört hat zu klingen. La Fin du Bruit zielt jenseits der Kategorien von Klang und Lärm auf eine „allgemeine Musik“, die die „Unendlichkeit des Lärms“ sein könnte. (Unter dem Titel Infini du bruit (die Unendlichkeit des Lärms) hat der Komponist das Stück 1998 in einer kürzeren, für die CD bestimmten Fassung wieder aufgenommen). Der erste Teil des Werks vereint Geräusche von Menschenmengen, Verkehr, Knistern und Jubel. Das Universum aus menschlicher Aktivität und dichten Klängen wird durch einen Vordergrund aus sich wiederholenden und unerbittlichen Sequenzen zu einem kraftvollen Fluss vereint und geleitet, der dann in einen sparsamen und vergrößerten elektrischen Gesang mündet. Ein tiefer, langer, säuselnder Gesang, gesäumt von einer hohen Kante, entsteht langsam. Eine unwiderstehlich aufsteigende, von magnetischen Ausbrüchen durchdrungene Drehung führt uns dazu, das ruhige Rauschen in Richtung seiner eigenen Vergänglichkeit zu erkennen, wo wir den Klang nicht mehr wahrnehmen können und dennoch sein Ende hören.

source: private material from the composer