Günther Rabl (* 1953, Linz)

Komponist und Softwareentwickler, Autodidakt am Kontrabass, Mitwirkung in Improvisations- und Jazzensembles (u. a. mit Friedrich Gulda und Ursula Anders). Seit 1980 Hinwendung zu Tonbandkomposition und Computermusik, zahlreiche Werke, die bei internationalen Konzerten und Festivals aufgeführt wurden. Seit 1983 Entwicklung von Software für Klangverarbeitung und Komposition
1990–2007 Vorlesung „Theorie der Elektroakustik“ an der Musikuni Wien. Seit 1992 Aufbau eines eigenen Lautsprecherorchesters für Aufführungen und Installationen. 2000 Gründung des eigenen Labels canto crudo, Veröffentlichung eigener Werke sowie Archivbestände (Dieter Feichtner, Friedrich Gulda) und Raritäten auf CD.
2010 Gründung der Electric Orpheus Academy.

FOURIER AUF DER REISE NACH PRAG (1996, stereo, 44 min)
Passanten | Roller | Fourier auf der Reise nach Prag
Eine Auftragsarbeit des Holzschnitzers Gerhard Maier anlässlich der Schließung seines Ateliers im alten Bahnhof der Pferdeeisenbahn, Kerschbaum 1996. Künstlichen Raumklang gibt es in der Studiotechnik schon von Anbeginn an. Mich hat das nie interessiert, ich sah das mehr als verzichtbare Kosmetik, denn als formale Methode. Erst mit dem Einsatz leidlich schneller Computer zeichneten sich ganz andere Perspektiven ab: Was passiert, wenn jeder beliebige Klang Raumklang sein kann ? Was, wenn der Raumklang minutenlang dauert, oder überhaupt nicht mehr aufhört? Die drei Stücke geben unterschiedliche, extreme Antworten auf solche Fragen. Es beginnt mit einer Parodie auf den Morgenverkehr einer Lanstraße und endet mit dem Kreischen von zwei Millionen Frequenzen, die von wenigen Glissandi evoziert werden.

FAREWELL TEMPERED PIANO (1992, stereo, 42 min)
Lebwohl temperiertes Klavier – Computermusik, eine Auftragsarbeitfür den österreichischen Pavillon der EXPO ’92 in Sevilla. „Diese Sammlung kurzer Musikstücke ist den echten Musikanten in aller Welt gewidmet. Sie möge ihnen Mut machen, sich wieder auf ihre eigenen inneren Stimmungen und Rhythmen zu besinnen – jenseits von einem groben barocken Tonhöhenraster, das heute aufgrund einer gedankenlosen Bequemlichkeit die gesamte abendländische Musikwelt dominiert.“

GROSSE FUGE (1994, 8-kanal, 41 min)
Auf einem flächigen Klangerzeuger (einer Metallplatte zum Beispiel, einem Gong oder einem Tamtam) könnte ein geübter Musiker mit einem Geigenbogen hunderte von verschiedenen Tönen und Klängen hervorbringen. So ein Modell liegt der Grossen Fuge zugrunde, nur, dass es nicht ein Geigenbogen ist, der die Töne evoziert, sondern Wasserrauschen: Gläsern, metallisch, hauchartig schichten sich die die Töne übereinander, teilweise frei schwebend, teilweise dem Puls des Wasserrauschen folgend. In grossen, mehrdimensionalen Wellen bauen sich nach und nach immer dichtere Schichtungen auf (stellenweise über 200 Stimmen), in denen der Gesamtklang der Fläche spürbar wird.

ETUDE IN GRAU (1979/2005, 10-kanal, 30 min)
Eine Studie mit gefilterten Rauschen in 250 Motiven auf der Basis der Gegensatzpaare schnell/langsam, ruhig/unruhig, gleichmäßig/ungleichmäßig.

source: private material from the composer