Martin Gut (* 1976, Hohenems, Vorarlberg)

lebt in Krems/Donau, er ist Komponist und Gitarrist. Sein Hauptinstrument ist aber das Scheit – ein elektrisch verstärktes Monochord, das es ihm erlaubt, auch mit höheren Obertonstrukturen zu spielen. In seinen Kompositionen verbindet er traditionelle Ansätze mit mikrotonalen Erkundungen.

CHIRON (2023, stereo, 5 min)
Chiron ist dem „verwundeten Heiler“ gewidmet, einem Esel-Kentauren, der am Anfang der Bardentradition stehen und der erste Lehrer des Kithara-Spiels gewesen sein soll. Ausgangspunkt des Stücks sind zwei Tetrachord-Teilungen, die auf verschiedenen Mittelungen beruhen. Mit Sinustönen als Vierklänge, die in sich durch logarithmische Dauern bewegt werden, zum Klingen gebracht, entstehen neben Melodien mit deklamatorischem Gestus Schwebungen, die die Unterschiede zwischen den beiden Tetrachorden deutlich hören lassen. Formal ausgeglichen werden die Tetrachord-Passagen durch Abschnitte, in denen ihre Rahmenintervalle zu hören sind.
Die Komposition hat einen ätherischen und klagenden Charakter. Chiron hätte, wie andere andersweltliche Wesen, gerne mehr Kontakt zu uns Menschen, wie mir scheint.

source: private material from the composer
drawing based on a foto by Gert Lanser